2014-03-04 - Renaturierung des Buschbaches


Stellungnahme des NABU Stadtverbandes Hagen zur Renaturierung des Buschbaches, 3. Bauabschnitt



Die ersten beiden Bauabschnitte sind nun durchgeführt, und nun geht es offensichtlich um die abschließenden Arbeiten des Vorhabens. Gegen die vorgesehenen Baumaßnahmen am Bach habe ich hier nichts bedeutendes anzumerken. Bevor diese aber nun durchgeführt werden können bleibt grundsätzlich zu dem Vorhaben eine Frage bestehen: Können die bisherigen Massnahmen den Rückbau der Buschbachteiche ausgleichen? Ist die Zeit schon reif genug, um den letzten Rest des verbliebenen Teiches abzulassen. Der bestehende Restteich sollte ja dazu dienen die letzten ablaichwilligen Erdkröten, Grasfrösche und Bergmolche aufzunehmen.


Wie ist das geplant? Die genannten Amphibien werden selbstverständlich auch die kommenden Jahre in diesem Teich ablaichen wollen. Das wird nach der Beseitigung nicht mehr möglich sein. Offensichtlich wird das in Kauf genommen, da ja die beiden Ausgleichsgewässer eine neue Population ausbilden sollen. Ich bezweifele aber, dass diese beiden doch recht kleinen Teiche in der Lage sind eine ähnlich vitale und große Population zu beherbergen, wie es die alten Buschbachteiche möglich machten. Diese Gewässer werden niemals das Potential haben auch nur eine ähnliche Qualität als Laichgewässer für etwa 1000 Kröten und dazu auch noch für Grasfrösche zu erzielen. Beide Arten können in diesen kleinen Gewässern sowieso nicht nebeneinander existieren. Das wird zu eng.


Die beiden Teiche wurden extra als unbeschattete Gewässer angelegt, um eine Erwärmung zu fördern. Dies soll der Lebensweise der Amphibien näher kommen. Vorhandene Kaulquappen wachsen durch erhöhtes Nahrungsangebot schneller. Das ist aber nur sehr bedingt positiv. Da die beiden kleine Teiche sich also nun sehr stark erwärmen, nährstoffreiches Oberflächenwasser von den benachbarten Verkehrswegen aufnehmen und dadurch ziemlich schnell veralgen und verlanden werden, können sie für Erdkröten nie ein artgerechtes Gewässer werden. Dichter krautiger Bewuchs im Wasser liebt diese Art nämlich nicht sonderlich. Allenfalls Bergmolch und Grasfrosch können dort gegebenenfalls noch unterkommen. Der Teichmolch wird sich sogar sicher noch ansiedeln. Ein adäquates Ausgleichsgewässer für die Erdkröten werden sie aber nie werden können. Warum diese beiden Gewässer dort angelegt wurden ist ja in dem LB Plan begründet worden. Sie sollen ja auch noch Regenwasser zurückhalten Nur werden sie eben nicht ausreichen, um den schweren Eingriff dieser Lebensraumvernichtung auszugleichen. Das ist eine absolute Fehleinschätzung.


Ich frage mich warum bei der Maßnahme so wenig Pragmatismus gezeigt wird. Am 2 März bin ich mit Begleitung das Waldgebiet rund um den Buschbach komplett abgegangen. Wir konnten feststellen, dass es mindestens noch drei weitere Stellen gibt, die genügend Grundwasserfeuchtigkeit aufweisen, um als Krötenlebensraum zu funktionieren. Zwei befinden sich südlich der querenden Weidekamp/Helfer Straße, also sogar noch im alten Einzugsbereich der Kröten und eines nahe der Verrohrung in die Feldmühlenstraße. Es hatte bis Dato gut sechs Wochen nur sehr geringen Niederschlag gegeben, trotzdem waren die Stellen noch mit reichlich Wasser überspannt. Mit einem geringen Maschineneinsatz bestünde hier noch die Möglichkeit, das ganze Gebiet zu optimieren. Selbst wenn diese Grundwasserteiche das eine oder andere Jahr einmal austrocknen würden, wäre die langjährige Laichplatzqualität besser als es die beiden neuen Teiche jemals sein könnten. Es wären jedenfalls typische Waldtümpel, so wie es die Erdkröte mag. Außerdem hätte so ziemlich jeder Waldabschnitt dann seine eigenen Teiche. Die Gesamtpopulation wäre unabhängiger und durch Vielfalt genetisch gestärkt. Sie hätte wesentlich bessere Möglichkeiten. Straßenquerungen würden über die Zeit von selbst abgebaut.


Ganz fatal ist es, dass die Helfer/Weidekampstaße keinen Krötentunnel bekommen soll. Man begründet dies mit zu hohen Kosten. Der Aufwand ist vergleichsweise zu den bisher verbauten Millionen gering. Viel zu viel Geld wurde in Bereiche investiert, die den Amphibien am Ende nicht wirklich etwas bringt.


Diese Tatsache macht nun das Waldgebiet auf Jahrzehnte zu einem Pflegefall. Die Tiere werden niemals ohne menschliche Hilfe dort problemlos Leben können. Alle Jahre wieder müssten Fangzäune installiert werden.


Weiterhin gibt es noch zu beanstanden, dass die so hochgelobten umherliegenden Wurzeln den Kröten Unterschlupf gewähren sollen. Allerdings ist festzustellen, dass die Wurzelstümpfe wie platte Erdsäcke auf dem Boden liegen. Nischen zum Unterschlupf bieten die Wenigsten.


Im Übrigen ist dieses Regenrückhaltebeckens, das so nebenbei noch Amphibienlebensraum sein soll, denkbar schlecht in die Landschaft eingebunden. Jedem Spaziergänger kommen sofort Zweifel, dass es sich hier um eine Maßnahme zur Biotopgestaltung handelt. In erste Linie sind nur technische Konstruktionen und Verkehrsflächen erkennbar.


Es ist auf jeden Fall falsch, auf eine Einbindung in die Landschaft durch eine Eingrünung mit Gehölzen zu verzichten. Entgegen der Meinung im LB Plan wäre eine Teilbeschattung für das Gewässer auf jeden Fall von Vorteil. Nur so kann einer vorschnellen Verlandung durch Algen und Sumpfpflanzen ein wenig vorgebeugt werden.


Nun will ich auf die Eingangs von mir gestellte Frage zurück kommen, ob die Zeit schon reif dazu ist, die letzten Reste der alten Teich zu beseitigen: Klare Antwort: nein. Bevor nicht ganz klar zu erkennen ist, dass die bisherigen Ausgleichsmaßnahmen auch wirklich ihrer Bestimmung gerecht werden, müssen die restlichen Wasserflächen unbedingt erhalten werden. Es ist sonst mit absoluter Sicherheit davon auszugehen, dass die alte Populationsgröße in dieser Qualität niemals gehalten werden kann.


Um der Angelegenheit einen weiteren Anschub zu geben wäre es angeraten die oben genannten Maßnahmen zur Nachbesserung durchzuführen.

Genannt wurden:


  • Die Unterschlupfmöglichkeiten optimieren
  • Mindestens drei weitere einfach ausgebaggerte Tümpel in vorhandenen Grundwassersümpfen schaffen
  • Ein Krötentunnel unter die Verkehrsstraße, mit verbundener Wandersperre am Straßenrand.
  • Einbindung des Ersatzareals durch Pflanzung eines Gehölzsaumes entlang der Zaunanlage.


Zum guten Schluss gesagt ist in der Kompensationsbilanzierung des LB Planes der neu geschaffene nur sehr kurze Bachlauf gegen den nun drohenden Verlust der Amphibienpopulation in der Bewertung viel zu hoch angesetzt. Die Bewertung hinkt massiv! Ich will sagen, aus den Bewertungsmöglichkeiten wurde zur Vermeidung einer Pleite alles im Maximum angesetzt. Würde man den Bach im restlichen Oberlauf, den Quellzuflüssen und bis zur Lenne hin durchgängig machen wäre das allerdings etwas anders. Das wäre wirklich dann etwas ganz Großes für die Hagener Natur. Alternativ könnte mit den oben genannten Nachbesserungen gegebenenfalls noch was zu retten sein.


Stephan Sallermann für den NABU Stadtverband Hagen

Hagen, den 4.3.2014


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