2013-10-26 - Tagesexkursion zu den Kranichen in die Diepholzer Moorniederung

Wie geplant konnten wir am Samstag den 26.10.2013 pünktlich um 7 Uhr unsere Tagesfahrt zu den Rieselfeldern bei Münster und in die Diepholzer Moorniederung antreten. Der Bus für 49 Fahrgäste des Reiseunternehmens Fries war nur wegen einiger Rücktritte nicht ganz voll besetzt. Die Tour mit dem Ziel einen der größten Rastplätze von Kranichen in Deutschland aufzusuchen, hat so manchen Naturfreund zur Mitfahrt angesprochen. So waren immerhin 75 % der Mitfahrenden keine NABU-Mitglieder.

 

Nach einer problemlosen Fahrt erreichten wir gegen 8 Uhr 30 unser erstes Ziel, die Rieselfelder bei Münster. Das ist ein Vogelschutzgebiet von internationaler Bedeutung. Das Wetter war bisher erst noch recht vermischt. Es war aber recht warm und es gab erste Anzeichen, ein goldener Herbststag zu werden. Auf der Fahrt durch das Gebiet gab es einige interessante Informationen zur Entstehung, der Entwicklung und dem Wert des Gebietes. Die Gruppe besuchte kurz das Info-Zentrum der biologischen Station, um dann bei einem ca 90 Minuten dauernden Morgenspaziergang einen Eindruck von der hohen Qualität dieses Vogelschutzgebietes zu bekommen. Der Weg führte um einen Weiher, der sehr gut mit Schwimmvögeln verschiedenster Arten besetzt war. Es war schon eindrucksvoll die Dichte dieser Ansammlungen dort aufzufinden. Während des Weges wurde noch über die Biotoptypen des Gebietes gesprochen und einige der entdeckten Vogelarten erläutert.

 

Viele der Mitreisenden kannten die Rieselfelder vorher noch nicht. Der kurze aber intensive Eindruck wird aber den Einen oder Anderen zur Wiederkehr animieren.

 

Weiter ging es dann in Richtung Dümmersee. Dieser wurde nach ca 90 Min weiterer Fahrtzeit erreicht. Auch hier wurden während der Fahrt durch den Großraum von der Tourleitung einige Informationen zu allerhand wissenswerten Dingen rund um das Gebiet vorgetragen. Die 60 Minuten Mittagspause in Dümmerlohausen am See nutzen die Einzelnen der Gruppe jeweils individuell. Es wurde vom reichlichen Fischangebot probiert, der Seglerhafen inspiziert und schon einige Naturfotos im Uferbereich gemacht.

 

Wir trafen uns dann wie verabredet am Bus, um unseren 8 km Spaziergang auf dem Ringdeich zum Südufer des Sees hin anzutreten. Mit Willi Zulei hatten wir einen für uns altbekannten Busfahrer, der immer wieder für uns gefahren ist. Wir kennen uns inzwischen sehr gut, so dass er weiß wie so eine naturkundliche Reisegruppe tickt. Er fuhr zum abgesprochenen Zielort der Wanderung vor, um dort auf uns zu warten. Nebenbei übernahm er dabei die Aufgabe der eintreffenden Gruppe eine geöffnete Toilette in einem Naturinfozentrum zu besorgen und wer es wollte, einen frischen Kaffee anzubieten.

 

Der vorgenommene Weg wurde ein wunderschöner Herbstspaziergang durch herrliche Natur mit allen Farben, die so ein Oktobertag eben nur bieten kann. Es gab den einen und anderen Vogel im Vorbeiflug zu bestimmen und auch dem See war Einiges zu entdecken. Unerwartet waren jedoch die Massen an rastenden und umher fliegenden Blässgänsen. Schon erstaunlich, dass die Vögel im Ochsenmoorgebiet mit einer Fluchtdistanz von nur ca 30 m auskamen. So grasten und schliefen viele tausend Individuen in unmittelbarer Nähe zu uns. Zur perfekten Stimmung schien die Sonne breit vom Himmel und weitere viele Tausend Vögel kamen ständig laut rufend neu an, flogen in lang gezogenen V-Formationen umher oder zogen einfach nur vorbei. Ein Naturschauspiel, das in dieser intensiven Art nur selten zu erleben ist. Und dann dieses Wetter!

 

Wir beendeten unseren Weg bei Hüde, um dann nach einer kurzen Pause eine Kreuzfahrt mit dem Bus in Richtung Osten durch die abgeernteten Maisfelder durchzuführen. Wir wollten Kraniche im Tageseinstand entdecken. Nach einigen Kilometern hatten wir dann auch wirklich das Glück, einen größeren Trupp bei der Nahrungsaufnahme auf einem abgeernteten Acker beobachten zu können.

 

Gegen 17 Uhr 15 Sommerzeit erreichten wir wie geplant den Straßendamm im Geester Moor. Der Ort, der für viele der Mitreisenden der Höhepunkt der Exkursion werden sollte. Erfreulicherweise fanden wir mit unserem großen Fahrzeug einen guten Parkplatz. Bis 18 Uhr 45 wollten wir nun hier bleiben. Die letzte Synchronzählung des gesamten Großraumes am Wochenende zuvor hatte einen Bestand von ca. 70.000 Vögeln ergeben. In diesem Moor sollten sich 20.000 Exemplare einfinden. Die Kraniche machen hier für mehrere Wochen Rast, um dann bei einsetzendem Winterwetter die Reise nach Südfrankreich, Spanien und Nordafrika fortzusetzen.

 

Bei unserer Ankunft war es noch taghell. Trotzdem kamen schon recht zeitig die ersten kleineren Züge von Kranichen und Blässgänsen an. Eigentlich sehr früh. Finden sie sich doch normalerweise erst zur Dämmerung an ihren Schlafplätzen ein. Die Plätze in den Gewässern des Moores sind wohl nicht unerschöpflich. Daher geht es hier offensichtlich auch nach dem Prinzip, wer zuerst kommt hat eben den besten Platz. So war es nur zu gut für uns, so früh dort zu sein. Denn ohne Unterbrechung erschienen die Vögel nun aus allen Richtungen. Schon von weitem waren die oft sehr individuenstarken Trupps auszumachen. Die Rufe der Gänse und Kraniche waren ohne Unterbrechung ständig irgendwo zu hören. Da es nahezu windstill war, waren die trompetenden Kranich- und die kläffenden Blässgansrufe ungestört in voller Stärke zu vernehmen. Das Ganze spielte sich mit einem perfekten Sonnenuntergang im Hintergrund ab. Diese Stimmung war nicht zu überbieten. Bei milden Außentemperaturen brauchte man beim Beobachten auch nicht zu frieren, der Genuss war somit komplett.

 

Um 18 Uhr 45 war es nahezu dunkel und der Einflug fast beendet. Trotzdem flogen immer wieder riesige Trupps laut trompetend für einem Platzwechsel auf. Sehr spektakulär ist das, so um die 5.000 Vögel auf einmal auffliegen zu sehen.

 

Dann ging es aber zur angegebenen Zeit wieder nach Hause. Ohne Probleme erreichten wir um etwa 21 Uhr 15 unseren Ausgangspunkt in Hagen.

 

Es wird gemunkelt, dass es im März eine 2-Tagesfahrt nach Friesland geben soll. Der Reichtum der dort überwinternden Vögeln ist ja bekannt...


Fotos: Stephan Sallermann und Frank Munzlinger


Bilder unseres Mitglieds Norbert Lemke