2022-12-10 - Workshop zur Gewölleanalyse


Fotos: Fabian Gärtner & Tomasz Mieczkowski
Fotos: Fabian Gärtner & Tomasz Mieczkowski

Autor: Tomasz Mieczkowski

 

Der NABU Stadtverband Hagen übte sich in tierischer Forensik, als am vergangenen Wochenende in der Biologischen Station Hagen ein Workshop zum Thema Eulengewölleanalyse stattfand, unter der Leitung von Ornithologe Andreas Welzel.

 

Als Gewölle bezeichnet man einen Speiballen, der aus unverdaulichen Überresten von Beutetieren und anderer Nahrung besteht und der von vielen Vogelarten zwischen ihren Mahlzeiten herausgewürgt wird. Die Analyse jener Gewölle bietet interessante und vielfältige wissenschaftliche Erkenntnisse, nicht nur was den Speiseplan der jeweiligen Vögel angeht, sondern auch die Biodiversität in bestimmten Gebieten. So lassen sich Rückschlüsse zum Vorkommen anderer Tiere, wie beispielsweise Mäusen oder Insektenfressern ziehen, die durch die Analyse der Überreste festgestellt und bestimmt werden können. Der Speiseplan eines Vogels, in unserem Fall einer Schleiereule, verrät vieles über die Beutetiervorkommen in der jeweiligen Umgebung und so lud der NABU Stadtverband Hagen dazu ein, diese Thematik mal ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen, im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Zu Beginn beleuchtete Andreas Welzel in einem kurzen Vortrag einige theoretische Hintergründe der Gewölleanalyse und der Bestimmung und Unterscheidung der Gewölle verschiedener Eulenarten, sowie der Beutetiere, wie zum Beispiel verschiedener Arten von Mäusen. Dabei wurden speziell die beiden Säugetierordnungen Nagetiere und Insektenfresser thematisiert, mit einigen untergeordneten Familien und Arten, da diese zu den häufigsten Beutetieren der Schleiereule gehören. Ebenso wurden einige anatomische Aspekte verschiedener Beutetierarten behandelt, wie Schädelform und Beschaffenheit der Zähne, die bei der Bestimmung der Art hilfreich sind. Anhand dieser kleinen Einführung, erhielten die interessierten Kursteilnehmer einen kleinen Vorgeschmack auf die anschließende Gewölleanalyse.

 

Dann ging es ans Eingemachte! Buchstäblich sozusagen, denn die zuvor eingefrorenen Gewölle setzten sich letzten Endes aus Mahlzeiten einiger Schleiereulen zusammen. Es galt zunächst die kleinen klümpchenförmigen Gebilde zu öffnen und auf Knochen und insbesondere Schädel zu untersuchen. Gerade die Schädel mit ihren Zahnstrukturen lieferten verlässliche Informationen zur Bestimmung der vorliegenden Art, und so wurden zusammengehörende Ober- und Unterkiefer herausgesucht und gesäubert. Anhand des zuvor vermitteltem theoretischen Wissens, konnte man sich daraufhin an die Bestimmung der Art machen, indem man strukturiert Schädel- und Kieferform untersuchte, Zähne und Zahnreihen auf Form und Maße prüfte und auch ein Auge auf einige filigrane artenspezifische Details warf. Nach und nach erhielt man Aufschluss darüber, mit was für einem Beutetier es man gerade zu tun hatte und bei der Veranstaltung wurde eine vielzahl verschiedener Beutetiere bestimmt.

 

So ließ sich feststellen, dass unsere Schleiereulen einen recht breit gefächerten Speiseplan hatten, der ebenfalls aufzeigte, welche verschiedenen Beutetiere in der Umgebung anzutreffen sind. Alles in allem war dies ein sehr interessanter und lehrreicher Workshop, bei dem die Kursteilnehmer aktiv auf ihre Kosten kamen und viele spannende Erkenntnisse mit nach Hause nahmen.