2018-10-22 - Niedrigwasser

von Monika Raschke


Niedrigwasser in Bächen und Flüssen bedeutet enormen Stress für die Gewässerbewohner. Gerade Fische und Kleintiere in Mittelgebirgsbächen sind auf kühles, sauerstoffreiches Wasser angewiesen. Wenn sehr wenig Wasser fließt, erwärmt es sich stärker als in „normalen“ wasserreicheren Sommern und die Sauerstoffgehalte sinken, weil warmes Wasser weniger Sauerstoff speichern kann. Stress pur für die Tiere. Im Extremfall sind die Gewässer trocken. Fische versuchen sich rechtzeitig in größere Flüsse oder in Wasserlöcher zurückzuziehen. Ansonsten bedeutet das für sie den Tod.

 

Weitere Stressfaktoren sind die Schadstoffe im Gewässer. Bei mittlerer Wasserführung sind die Konzentrationen vielleicht noch unter den Schwellen, die Kleintiere und Fische schädigen können. Während die Menge z.B. an eingeleitetem gereinigtem Abwasser auch bei Trockenheit gleich bleibt, steht kaum noch sauberes Quell- und Bachwasser zur Verdünnung zur Verfügung. Die Schadstoffkonzentration steigt, rasch auch über die kritischen Grenzwerte.

Stauteiche und Rückstaubereiche von Mühlen und Wasserkraftanlagen wirken sich bei geringer Wasserführung besonders negativ aus. Das Wasser steht in den Teichen fast nur noch. Die Temperatur steigt weiter an. Algen wachsen z. T. explosionsartig. Sie produzieren tagsüber Sauerstoff, zehren aber nachts mehr als sie tags produziert haben. So führt beides - die Temperaturerhöhung und das übermäßige Algenwachstum - dazu, dass der Sauerstoff unter kritische Werte sinken kann, was dann zu Fischsterben führt. Auch Kleintiere (Makrozoobenthos) und größere Wasserpflanzen sterben unter diesen Bedingungen ab.

 

Selbst wenn die kritischen Grenzwerte nicht erreicht werden, sind Fische und Kleintiere durch anhaltendes Niedrigwasser geschwächt und anfälliger für Krankheiten. Ein Fischsterben kann dann auch später eintreten, zum Beispiel wenn nach langer Trockenheit einsetzender Regen alles in die Flüsse und Bäche spült, was sich lange auf Straßen und in der Kanalisation hat ablagern können.

 

Bei Niedrigwasser sollte auf keinen Fall noch Wasser aus den Gewässern zum Gießen oder Bewässern entnommen werden, weil das den Gewässerbewohnern vollends die Lebensgrundlage entzieht!

Die Volme in Hagen ist nur noch ein Rinnsal - einige Bäche sind sogar trocken, hier die Selbecke am Freilichtmuseum.
Die Volme in Hagen ist nur noch ein Rinnsal - einige Bäche sind sogar trocken, hier die Selbecke am Freilichtmuseum.