2016-01-23 - Vorhabenbezogener Bebauungsplan

Bebauung Berchumer Straße 64


 

Es ist vorgesehen ein älteres Gebäude abzureißen, um auf diesem Grundstück ein Neues zu errichten.

 

 

Das Bauvorhaben findet in Hagen-Halden statt, einem Vorort. Das Grundstück befindet sich an der Hauptdorfstraße, die noch einen recht dörflichen Charakter aufweist. Das Bild der Bebauung stellt sich aufgelockert dar und die Gebäude halten sich nicht unbedingt an strenge Baulinien. Die Grundstücke sind teilweise ungewöhnlich groß. Die Grundfläche der Häuser steht im Verhältnis zum Gesamtgrundstück oft stärker als üblich zurück.

 

 

So auch in diesem Fall. Das hübsche Gebäude hat den Charakter eines dörflichen Einfamilienhauses und steht im Grundstück zurückgesetzt. Das Haus wird wohl als Arztpraxis und Wohnhaus genutzt.

 

 

Das gesamte Anwesen hat einen teilweise alten gemischten Gehölzbestand und unterstreicht den dörflichen Charme des Ortsteiles. Das Ganze hat parkähnlichen Charakter. Von besonders wertvollen schützenswerten Tierbeständen ist nichts bekannt. Durch die gemischte Vegetationsstruktur angezogen, wird das Grundstück allerdings von zahlreichen Vogelarten und Kleinsäugern als Nahrungs- und Fortpflanzungslebensraum genutzt. Auch wenn es sich um sogenannte Allerweltsarten handelt, besteht da ein gewisser Wert für den ganzen Stadtteil Halden. Ich selbst wohne auch in Halden und kenne daher die bestehende zoologische Ausstattung von praktischen Beobachtungen und den Beständen auf meinem Grundstück.

 

 

Da wären an Säugern z.B. mindestens Steinmarder, Hermelin, verschiedene Mäusearten und Eichhörnchen zu nennen. Fledermausbestände sind wie in dem landespflegerischen Fachbeitrag beschrieben wird, auch anzunehmen. Die Vogelwelt ist vielseitig, beobachtet werden mehr oder weniger regelmäßig: Turmfalke, Ringeltaube, Türkentaube, Grünspecht, Buntspecht, Elster, Eichelhäher, Rabenkrähe, Blaumeise, Kohlmeise, Tannenmeise, Haubenmeise, Sumpfmeise, Fitis, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Klappergrasmücke, Kleiber, Gartenbaumläufer, Zaunkönig, Star, Amsel, Grauschnäpper, Trauerschnäpper, Rotkehlchen, Hausrotschwanz, Heckenbraunelle, Haussperling, Feldsperling, Buchfink, Gimpel, Girlitz, Grünfink, Stieglitz. Diese Vogelarten kommen hier vor. Man kann allerdings nicht davon ausgehen, dass jede Art hier brütet, auf keinen Fall regelmäßig. Aber zu mindestens kommen sie, um das gut strukturierte Gelände zur Nahrungssuche zu besuchen.

 

Die Bestände stammen aus Beobachtungsunterlagen aus der Kartierungszeit zur Erstellung des Buches „Die Brutvögel Hagens“

 

 

 

Die Planung des neuen Gebäudes ist eher modern gehalten und steht wesentlich dichter an der Straße. Grundsätzlich wäre es für den Erhalt des dörflichen Ortsbildes und die vorkommende Tierwelt sinnvoll das neue Gebäude an die Stelle des bestehenden Baukörpers zu stellen. Das wird aber aus dem Grunde nicht durchgeführt werden, da während der laufenden Baumaßnahme das alte Gebäude noch genutzt werden soll. Allein dieses Vorhaben macht einen Erhalt der Grünanlage als Komplex unmöglich. Auch die vorgesehen PKW Plätze reduzieren das Potential an Grünflächen extrem.

 

 

 

In der Straßenzeile wurden in den Jahren schon so manche neuere Gebäude gebaut. Leider Sind einige in einem Baustil errichtet worden, der nicht so besonders in das Ortsbild passt. Es wäre begrüßenswert, wenn hier jetzt besser verfahren werden würde. Auch sind die verbleibenden Außenanlagen möglichst wieder in einer Form anzulegen, die den bestehenden Strukturen ähneln. Sterile urbane Bepflanzung sollten vermieden werden. Der vorgelegte landschaftspflegerische Begleitplan ist sehr umfangreich und somit sehr aufwändig geraten. Ein gewisser Wert des Bestandes wird erkannt, leider erkennt man nicht, dass der bestehende Wert so ausgeglichen wird, wie es an dieser Stelle nötig wäre.

 

 

 

Am Ende geht für den Stadtteil Halden ein wertvolles Refugium verloren. Aus den Unterlagen, die ich einsehen konnte, habe ich nicht entdecken können, wie die externen Ersatzmaßnahmen aussehen.

 

 

 

Bei dieser Maßnahme hier bringen externe Maßnahmen aber eigentlich überhaupt nichts. Der Ausgleich muss im Dorf stattfinden, um die Artenvielfalt hier zu halten. Nicht weit weg im Hagener Stadtwald

 

 

Es wäre also notwendig so viel wie möglich auf dem Grundstück oder in der Nähe durchzuführen. Da bieten sich Extensivierungen der Begrünung, bestimmte bauliche Details und lebensraumfördernde gärtnerische Baulichkeiten an. Der Vorschlag zur Pflanzung einiger Obstbäume und die Anbringung von vier Fledermausquartieren stehen so gar nicht zu dem ermittelten Wert des Grundstücks. In dem Fachbeitrag wird eine recht ansehnliche Geldsumme für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen angegeben. Sicher wird das Geld für Begrünungsmaßnahmen ausgegeben. Ich bezweifele, dass trotz der vorgelegten Ausgleichsberechnungen am Ende die gesamte Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme auch nur annähernd an den ökologischen Wert des bestehenden Zustandes heranreicht.

 

 

 

Da geht mehr!

 

 

 

Ich stehe gerne zur Abstimmung zur Verfügung.

 

 

 

 

 

Für den Naturschutzbund Deutschland im Stadtverband Hagen

 

Dipl.-Ing. Stephan Sallermann (Landschaftsarchitekt)

 


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